Wie Innovationskraft entsteht

Transformation: Formel für den Fortschritt?

Neue Produkte und Lösungen zu entwickeln ist unverzichtbar, um am Markt erfolgreich zu bleiben. Doch wie entsteht dafür die nötige Innovationskraft? Mitarbeiter*innen verfügen über ganz unterschiedliche Fähigkeiten, Innovationen zu entwickeln – für die Zusammensetzung unserer Teams ist diese Erkenntnis maßgeblich.

Der Banking- und Finanzmarkt ist seit Jahren in Bewegung. Stabile Geschäftsmodelle, gewinnbringende Kooperationen und innovative Lösungen bilden dabei einen wesentlichen Schlüssel zu langfristigem Erfolg. Atruvia steht als IT-Dienstleister einer Verbundgruppe mir mehr als 800 Mitgliedsunternehmen vor der Aufgabe, immer neue übergreifende Lösungen und Produkte zu entwickeln und zeitnah umzusetzen.

Um die Innovationsfähigkeit zu fördern, beobachtet der Atruvia InnovationHub nicht nur den Markt und bestimmende Trends der Branche, sondern entwickelt im Verbund mit Partnern, Kunden und weiteren Stakeholdern neue Ideen. Das mögliche Potential dieser Ideen wird im Anschluss durch die Innovationskraft der umsetzenden Teams realisiert. "Bisher haben wir noch kein eigenes Tool, um zu bestimmen, wie innovativ ein Team bei uns aufgestellt ist", sagt Simone Lombard, Wirtschaftspsychologin im InnovationHub. "Aber wir haben das Thema bereits auf der Agenda."

Innovationen spielen für Atruvia im Alltag gleich an mehreren Stellen eine wichtige Rolle: Mit dem InnovationHub wurden Prozesse auf dem Weg von der Ideengenerierung bis zur Entwicklung geeigneter Prototypen fest in einem Team systematisiert. Die fortlaufende Analyse von Innovationstreibern ist somit ein weiterer Baustein innerhalb der Transformation des Unternehmens.

Der menschliche Faktor macht den Unterschied

Generell unterscheiden wir fünf Disziplinen, die den Reifegrad eines Unternehmens bestimmen: Zukunftsblick, Partnerschaften, Skills, Innovationskultur und Wachstum durch neue Innovationen. Laut Unternehmensdefinition ist Innovation die "Schaffung und Verbreitung von etwas Neuem in einem relevanten Umfeld". Innovationen entstehen oftmals durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Sichtweisen, einer eindeutigen Problemstellung und den notwendigen Fähigkeiten, eine Lösung zu antizipieren. Dabei kommt es meist auf den Mix unterschiedlicher Faktoren an, die menschliche Komponente spielt in diesem Gefüge eine übergeordnete Rolle. Dabei erreichen Viele oftmals mehr als Einzelkämpfer*innen.

"Ein Team muss sich verstehen. Und es ist wichtig, dass die Persönlichkeit passt", sagt Henri Köpfer. Er hat Wirtschaftspsychologie studiert und in seiner Bachelorarbeit bei Atruvia Persönlichkeiten und innovative Teamzusammensetzungen untersucht. Schon lange beschäftigt sich die Psychologie damit, ob es einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Innovationsfähigkeit gibt. Eines der wichtigsten Modelle ist dabei das sogenannte Big-Five-Modell. Es beschreibt fünf Persönlichkeitsmerkmale: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Auf der Grundlage dieses Modells und der Befragung von Expert*innen wurde in Köpfers Arbeit eine neue Systematik geschaffen, mit der man die Persönlichkeitstests des Big-Five-Modells für die Bestimmung von Innovations-Archetypen nutzen kann.

Ein Team muss sich verstehen. Und es ist wichtig, dass die Persönlichkeit passt.

Henri Köpfer

Welche Eigenschaften ebnen Innovation den Weg?

So wurde gemessen, ob es bestimmte Eigenschaften gibt, die in einer Teamzusammensetzung eine möglichst gute Innovationsleistung erbringen. Daraus entstand eine Klassifizierung, die Personen in unterschiedliche Innovationstypen unterteilt – bei jedem Typus treten eine Reihe von Eigenschaften vermehrt zum Vorschein. Untersucht wurden beispielsweise Merkmale wie Rationalität, Experimentierfreudigkeit oder eine emotionale Komponente. Daraus abgeleitet sind vier Kerntypen entstanden: Visionär*in, Macher*in, Mediator*in und Strukturierende*r. Machenden Personen wird beispielsweise zugeschrieben, pragmatisch, realistisch, technisch orientiert, ambitioniert und/oder verspielt zu sein. Neben den vier Kerntypen ermittelte die Arbeit auch weitere Rollen im Innovationsprozess, zum Beispiel Sponsor*in (sorgt für Freiraum und Ressourcen) oder Researcher*in (bringt wissenschaftliche Perspektive ins Team).

Innovation wird planbar

Henri Köpfers Arbeit trägt zur Etablierung der Innovationskultur bei Atruvia mit bei. Unser Ziel ist, ein geeignetes Framework zu entwickeln, um Teamzusammensetzungen in Innovationsprojekten nicht nur nach unterschiedlichen Skillsets auszurichten sondern auch den potenziellen Innovationsgrad abzuschätzen. Eine Analyse unterschiedlicher Innovationstypen könnte am Ende dafür sorgen, dass Teams mit einem Fokus auf Innovationsfähigkeit neue Impulse durch die Ergänzung um bestimmte Innovationstypen erhalten. Benötigt ein Team weiteres fachliches Know-how oder fehlt einer der Archetypen im Team? In einem ersten Praxistest würde dann die Dynamik von Teamzusammensetzungen analysiert werden.

Innovation lässt sich demnach durchaus planen – zumindest bis zu einem gewissen Grad. "Wir können nun die Teams auf diese Innovationsmuster hin analysieren, um Konstellationen zu ermitteln, die ein Team innovativer werden lassen. Wenn ein Team etwa keinen Mediator enthält, dann wäre dies ein erster Ansatz, um die Innovationskraft eines Teams direkt zu stärken", sagt Simone Lombard.
All diese Überlegungen können nachhaltig die Innovationskraft eines Teams steigern oder beispielsweise innerhalb eines Projekts dazu beitragen, Ideen zu entwickeln oder an deren Umsetzung zu feilen. Allerdings steht nicht bei allen Teams bei Atruvia die Innovationsentwicklung im Vordergrund, sie erfüllen dafür andere wichtige Funktionen im Zusammenspiel eines großen Unternehmens. Innovationen machen also nur einen Teil beim Zusammenbringen von Mitarbeiter*innen im Unternehmen aus.