Wer etwas kaufen möchte, doch kein Geld dafür hat, der braucht eine Finanzierung. Früher war dies für Kund*innen ein umständlicher und mehrstufiger Prozess, heute bietet insbesondere der Handel mit Embedded Finance eine integrierte und intuitive Customer Experience, die genauso nahtlos wie maßgeschneidert funktioniert.
Das Auto wäre ein Traum. Knapp 35.000 Euro sprengen jedoch das Budget. Was tun, wenn Wunsch und Wirklichkeit nicht zueinander passen? Früher lief das so: Dem Besuch beim Händler folgte der Gang zur Hausbank. Wenn die Bonität stimmte, wurde nach einem Gespräch mit der Kreditabteilung eine Ratenzahlung vereinbart. Dann ging es zurück zum Autohandel, dem Kauf stand nichts mehr im Wege.
Die Zeiten haben sich geändert. Heute läuft der gesamte Prozess über den Anbieter: Beratungsgespräch und Finanzierung aus einer Hand. Banking integriert in die Lebenswelt des Kunden und nicht mehr als losgelöster Akt jenseits des Kaufvorgangs. Ob Automarkt, Möbelgeschäft oder Reisebüro: Embedded Finance nennt sich die Integration von Finanzdienstleistungen in die Geschäftsprozesse von Nicht-Banken. Und sie wird immer populärer. "Das ist unsichtbares Banking, wo sich das Banking andockt an einen Kaufvorgang oder eine andere Art von Transaktion", erläutert Ulrich Coenen, Vorstandssprecher von Atruvia. "Was die Vielfalt an Anwendungen angeht, stehen wir noch ganz am Anfang."
Besonders der Handel nutzt diese neue Dienstleistung von Finanzinstituten, die unter "Banking as a Service" (BaaS) firmiert. Die Branche ist stark im Netz, der wachsende Markt von E-Commerce erreicht bereits gut Dreiviertel der Bürger*innen in Deutschland. Es gibt kaum noch jemanden, der noch nie im Internet eingekauft hat. Eine konsequent an den Kundenwünschen ausgerichtete User Journey, ein enges Netzwerk von Partnern und ein klares Bewusstsein für Kundenbindungen ist vor allem im B2C-Geschäft vorhanden. Eine Studie der Solarisbank zeigt, dass 61 Prozent aller Befragten bereit sind, Finanzdienstleistungen von Händlerseite zu nutzen.
100 Millionen Konten in Deutschland, Tendenz stark steigend
Marken-Anbieter können damit die Kundenloyalität steigern, die Anzahl der Kundenkontakte erhöhen und zusätzliche Einnahmequellen schaffen. Sie verarbeiten bereits heute Unmengen an Kundendaten. Reichern sie dieses Wissen mit Daten zum Ausgabeverhalten ihrer Kunden an, können sie maßgeschneiderte Finanzlösungen in einer Präzision anbieten, die im individuellen Kaufprozess noch besser zugeschnitten werden können als das ein persönlicher Finanzberater vermag.
Bereits 1994 hat bereits Bill Gates behauptet: "Banking ist notwendig, Banken sind es nicht." Heute sind die Verschiebungen klar zu beobachten. Rund 100 Millionen Konten werden derzeit in Deutschland verwaltet. In den kommenden Jahren, schätzt die Solarisbank, kommen noch einmal 50 Millionen dazu – durch Nicht- oder Neobanken. In Europa werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren 450-500 Millionen Konten von klassischen Banken zu den neuen Playern rüberwandern, prognostiziert Solarisbank-CCO Jörg Diewald. Es gehe nicht um die Frage, ob Marken die neuen Banken werden, sondern darum, wie schnell es passiert.